Steffi Bauer | Bezirksleiterin in Teilzeit bei Rossmann
Shownotes
Steffi Bauer ist Bezirksleiterin bei Rossmann und arbeitet in Teilzeit. Sie macht ihren Job seit mehr als 18 Jahren und zeigt, dass Führung in Teilzeit auch in Positionen wie ihrer machbar ist.
Wir sprechen heute darüber, wie Sie ihre Arbeit als Teilzeitführungskraft organisiert, was ihr persönliches Erfolgsrezept ist und was sie sich von Unternehmen wünscht.
In dieser Episode erfährst du:
- Was sich beim Wechsel von Vollzeit in Teilzeit bei ihr verändert hat und wie sie ihre Arbeit in Teilzeit organisiert.
- Was ihr persönliches Erfolgsrezept ist und was sie ihrem jüngeren Ich raten würde.
- Was ihr Unternehmen richtig gemacht hat und was sie sich von Unternehmen in Bezug auf Führung in Teilzeit wünscht.
Hier geht's zum Blogbeitrag, wenn du die Inhalte und Links dieser Episode nochmal nachlesen willst: https://teilzeittalente.de/74-steffi-bauer-bezirksleiterin-in-teilzeit-bei-rossmann
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Mein Name ist Johanna Fink und ich unterstütze Unternehmen dabei, Führung in Teilzeit zum Erfolgsmodell zu machen. Mehr Infos zu mir findest du unter www.teilzeittalente.de
Transkript anzeigen
Johanna: Steffi Bauer ist Bezirksleiterin bei Rossmann und arbeitet in Teilzeit. Sie macht ihren Job seit mehr als 18 Jahren und zeigt, dass Führung in Teilzeit auch in Positionen wie ihrer machbar ist. Wir sprechen heute darüber, wie sie ihre Arbeit als Teilzeitführungskraft organisiert, was ihr persönliches Erfolgsrezept ist und was sie sich von Unternehmen wünscht. Hallo Steffi, schön, dass du da bist.
Steffi: Ja, hallo liebe Johanna und vielen Dank für die Einladung hier zu meinem ersten Podcast und auch hallo an alle Zuhörer hier.
Johanna: Also ich finde es super schön, mit dir heute zu sprechen. Wir haben uns ja auch, kann man ja sagen, über LinkedIn kennengelernt und ich finde es unglaublich spannend, mit dir zu sprechen, weil es auch nochmal ein ganz anderer Bereich ist, als so die Menschen, die ich oft sonst hier habe, die ja oft eher aus sehr stark, sag ich mal, wissensarbeitslastigen Berufen kommen. Und deshalb finde ich es total interessant, mit dir heute darüber sprechen, was so deine Perspektive auf das Thema Teilzeitarbeit ist und wie du das Ganze für dich organisierst.
Johanna: Aber bevor wir da reinstarten, würde ich gerne erstmal wissen, wie bist du eigentlich zum Thema Teilzeit gekommen? Du hast vorhin erzählt, du hast 20-jähriges Jubiläum gerade gefeiert in deinem Unternehmen und bist schon seit über 18 Jahren als Führungskraft dort unterwegs. Wie kam es zu dem Wechsel in die Teilzeitrolle?
Steffi: Ja, also ich bin tatsächlich genau als Verkaufsstellenverwalterin damals bei Rossmann in den Verkaufsstellen angefangen und habe mich da quasi dann weiterentwickelt zur Bezirksleitung und man muss sich dazu vorstellen, dass ich einen Bezirk betreue in Vollzeit von etwa 15 Verkaufsstellen und ja,
Steffi: Dann habe ich 2013 meine Tochter bekommen und bin dann quasi im September 2015 zurückgekehrt als Bezirksleiterin in Teilzeit, was natürlich 2015 auch erstmal noch sehr neu war und mir man dann aber das ermöglicht hat, weil ich ja auch schon einige Jahre Erfahrung hatte und durfte dann mit 25 Stunden einen kleineren Bezirk bekommen und der auch recht heimatnah war. Und so konnte ich ja quasi als Role Model für Rossmann im Bezirk, ja im Vertrieb als Bezirksleiterin dann durchstarten. Genau.
Johanna: Jetzt hast du schon so erzählt oder ist so rausgeklungen, okay, ich vermute mal, du warst die Erste, die das so gemacht hat, oder es klang zumindest so. Was hat dich denn motiviert, diesen Weg auch zu gehen? Ich meine, du hast es gerade gesagt, du warst selber Role Model, aber wer war denn für dich ein Vorbild?
Steffi: Ja, wer war für mich Vorbild? Eigentlich hatte ich im Prinzip kein Vorbild. Es gab zu dem Zeitpunkt kaum Teilzeitführungskräfte. Und für mich war wichtig, ich hatte halt meine Tochter und ich wollte aber die Arbeit, die ich so gerne gemacht habe, wieder aufnehmen. Und natürlich wollte ich auch die Zeit haben für meine Hobbys, für meine Tochter, für die Familienzeiten und
Steffi: Ich bin dann auf meinen Chef zugegangen und letztendlich hat er dann gesagt, okay, wir probieren das einfach mal.
Johanna: Jetzt hast du, glaube ich, auch schon was Wichtiges gesagt. Die Erfahrung habe ich auch gemacht und die haben viele gemacht. Dieser interne Wechsel von oder wenn man schon im Unternehmen ist und dann wechselt, ist es natürlich noch mal leichter, weil das Vertrauen ist schon da. Man hat eine Führungskraft, wie du jetzt von deinem Chef erzählst, die sagt, ja, das ist eine tolle Mitarbeiterin, die möchte ich gerne wieder an der Position haben. Was glaubst du, was hat sonst noch eine Rolle gespielt, dass das geklappt hat auch, also dieser Wechsel in Teilzeit?
Steffi: vor allen Dingen das fokussierte Arbeiten, dass mein Vorgesetzter mir auch das Vertrauen geschenkt hat, dass ich die Arbeit so wieder durchführe, wie ich es vorher auch gemacht habe, halt einfach in reduzierter Form. Also ich arbeite jetzt mit 25 Stunden die Woche an fünf Tagen und auch so können mich meine Verkaufsstellen erreichen. Wir haben von vornherein, haben wir auf beiden Seiten für Klarheit gesorgt und wir haben halt miteinander gesprochen. Und auch meine Mitarbeiter wissen, von wann bis wann sie mich immer erreichen können. Und ich denke, durch einen gewissen Vertrauenszuschuss und auch Klarheit hat man da einen guten Start.
Johanna: Jetzt hast du vorher den Job ja in Vollzeit gemacht. Was hat sich beim Wechsel von Vollzeit in Teilzeit für dich verändert oder was hast du vielleicht auch verändert?
Steffi: Es hat sich tatsächlich gar nicht viel verändert. Ich habe relativ schnell festgestellt, dass ich hier auch in Teilzeit genauso richtig und wichtig bin, wie es vorher auch war. Meine Mitarbeitenden, ich habe auf jeden Fall heutzutage, ich arbeite mit 98 Prozent Frauen. Ich habe einen viel besseren Blick auch für die Mütter und für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das Verständnis meinerseits ist auf jeden Fall dadurch gewachsen und kann jetzt auch nachvollziehen, wenn gewisse Arbeitszeiten, weil man sich einfach um die Kinder kümmern muss, auch dementsprechend dann so oder so gelegt werden müssen.
Johanna: Jetzt habe ich ja verstanden, sozusagen, dein Job wurde angepasst, indem man quasi die Anzahl der Verkaufsstellen reduziert hat, für die du zuständig bist. Das ist jetzt natürlich, sage ich mal, A, ein smarter move und B, ein gutes Setting, weil das relativ, denke ich, einfach möglich ist oder eben diese, man hat quasi den Zuschnitt des Jobs für dich verändert, richtig?
Steffi: Genau, richtig, ja.
Johanna: Wenn du mal guckst, wie organisierst du deine Arbeit heute? Also was sind für dich wichtige Tools? Wie organisierst du deinen Tag? Wie sorgst du dafür? Wie gehst du mit dringenden Themen um? Was passiert, wenn irgendwas kommt außerhalb deiner Arbeitszeiten? Also wie managest du das?
Steffi: Genau, also ich habe ja, wie gesagt, ich arbeite ja an fünf Tagen in der Woche und ich versuche mir, also mindestens einen Tag auch im Homeoffice einzubauen und einen weiteren Tag auf jeden Fall komplett ohne Termine zu planen, wo ich flexibel ausweichen kann, wenn irgendwie unvorhersehende Dinge passieren sollten.
Steffi: Und an den anderen drei Tagen, da ist es wirklich so, da packe ich die Termine rein, da fahre ich raus, da bin ich unterwegs und das kriege ich so sehr gut organisiert.
Johanna: Hat sich da auch was an eurer privaten Aufteilung verändert? Also was macht ihr beispielsweise, wenn die Kinder krank sind? Gibt es da eine Regelung, dass an den Tagen, an denen du Termine hast, irgendwas anders läuft als sonst? Oder hat es auch einen Impact auf euer privates Leben, dieses Arbeitsmodell?
Steffi: Ja, natürlich. Also mein Mann unterstützt mich da und wir haben auch das Glück, dass mein Schwiegervater mit im Haus wohnt und wir können dadurch natürlich haben dann Netzwerk, wo wir flexibel reagieren können. Das Tolle bei uns in der Firma ist, wir haben als Vertrauensarbeitszeit. Wir können die Arbeitszeit so legen, wie wir das möchten, wie es halt zu unserem, ja, wie es in der Situation zu unserem Leben passt. Ja.
Johanna: Wenn du jetzt mal so zurückschaust, das ist ja immer so, Führung in Teilzeit ist glaube ich eine Reise, man steigt irgendwann auf den Zug auf und dann muss man mal gucken, wie läuft es, was passiert. Wenn du mal zurückguckst, was war dein persönliches Erfolgsrezept? Also es gibt ja viele Fälle, in denen Führung in Teilzeit auch nicht funktioniert, aus verschiedensten Gründen. Warum, glaubst du, hat es bei dir so gut geklappt?
Steffi: Ich glaube, dass es bei mir so gut geklappt hat, einmal weil ich die Berufserfahrung schon mitgebracht habe, dass ich wusste, was hat jetzt gerade hier Prio, wo muss ich mich zuerst umkümmern, weil ich das einfach schon von früher noch wusste und ich weiß auch genau, wann ich Sachen nach hinten verschieben kann oder zu auf einen anderen Tag legen kann.
Steffi: Und durch diese Berufserfahrung einfach weiß man auch, die richtigen Prioritäten zu setzen im täglichen Alltag. Ja. Genau, also tatsächlich um die geistige Geschichte. Ja. Ja, ja.
Johanna: Gibt es da irgendein besonderes Tool, das du nutzt, oder geht es eher, sag ich mal, um diese geistige Priorisierungs- und Fokussierungsarbeit? Also eine sehr starke innere Klarheit höre ich daraus, bei dir zu wissen, okay, das ist jetzt dran, dann kommt das nächste und das ist jetzt nicht so wichtig.
Steffi: Genau, richtig.
Johanna: Gibt es irgendwas, was du deinem jüngeren Ich gerne raten würdest, wenn du jetzt nochmal zurückblickst auf den Anfang deiner Karriere?
Steffi: Ja, auf jeden Fall. Also sein mutig und selbstbewusst und tatsächlich auch ein bisschen beharrlich bleiben, um gewisse Dinge auch durchzusetzen und klar zu kommunizieren, was man möchte, was man vorhat, was man für Visionen hat und dass man halt, auch wenn man wirklich was will, dass man es dann auch erreichen kann. Zumal wenn man die Arbeit in Vollzeit schon gut gemacht hat, wird es definitiv auch in der Teilzeit gelingen.
Johanna: Jetzt hast du diesen Weg ja gemacht. Jetzt würde ich da noch mal ein bisschen reinfragen wollen. Du wirkst auf mich super straight und super eben genau mit so einem Zielbild und machst so eine Macherin. Was glaubst du, was hat dich zu diesen Menschen gemacht?
Steffi: Das ist eine gute Frage. Ich glaube, dass mein größter Wert ist einfach, dass ich Freiheit brauche, um mich zu entwickeln zu können und dass man mir das Vertrauen schenkt, dass man mich nicht einhängt und mir strenge Vorgaben macht, wie ich was zu machen habe, sondern mich einfach machen lässt und dann wird das auch gut. Ja, definitiv.
Johanna: Und es klingt so, als hättest du genau das bekommen an der Stelle.
Steffi: Da bin ich auch sehr dankbar.
Johanna: Jetzt würde ich mit der gerne noch so einen Blick auf die Unternehmensseite werfen, um zu gucken, zum einen, was glaubst du, was hat dein Unternehmen an der Stelle vielleicht richtig gemacht oder was hast du da bekommen, das du gebraucht hast? Und zum anderen vielleicht auch nochmal so was, was würdest du dir generell von Unternehmen wünschen? Aber lass uns erstmal auf die erste Frage gucken. Also was glaubst du, was hat dein Unternehmen dir gegeben, das diesen Erfolg auch möglich gemacht hat?
Steffi: Das Unternehmen oder beziehungsweise ich würde erstmal auf meine eigene Führung gehen. Es gibt halt Lebensphasen von Mitarbeitenden, die wir einfach wertschätzen müssen. Und es sind halt manchmal auch nur ein paar Jahre, wo Sie vielleicht in dieser Phase diese Zeit nur arbeiten können. Da möchte ich einfach mal so ein kleines Beispiel nennen. Ich habe oftmals mit Mitarbeitenden zu tun, die mich anrufen, die aus der Elternzeit zurückkommen und sagen, Mensch, Frau Bauer, ich möchte erst mal nur in Teilzeit wiederkommen, ein paar Stunden, die vorher halt auch in der Führung waren.
Steffi: Aber jetzt habe ich Kinder, jetzt möchte ich erstmal nicht die Verantwortung und ich habe halt in den letzten Jahren gemerkt, dass auch die wieder in die Verantwortung kommen werden, wenn es dann an der Zeit ist. Und das ist das Tolle an unserem Unternehmen, dass es halt die Möglichkeit bietet, dass da auch nicht Schluss ist, dass man nicht in dieser Falle hängt, ewig dann in Teilzeit zu bleiben, sondern dass man auch wieder dahin kommt, wo man gerne hin möchte.
Johanna: Jetzt hast du über Vertrauen vorhin auch gesprochen. Ist das quasi was, wo du glaubst, das kommt sehr stark aus einem Unternehmen oder ist das was, was halt dein Chef, das ist ein Vorgesetzten, so habe ich es verstanden, dir einfach entgegengebracht hat?
Steffi: Das kam auf jeden Fall auch von ihm, ja. Also er kannte mich vorher schon und da sind wir ganz locker mit umgegangen und aus dem Grunde hat das dann auch so funktioniert.
Johanna: Wenn du so ein bisschen in die Arbeitswelt guckst, was würdest du dir vielleicht generell von Unternehmen wünschen in Bezug auf das Thema Karriere und Führung in Teilzeit?
Steffi: Ja, wir brauchen einfach weiterhin flexible Möglichkeiten und auch für die männlichen Kollegen. Auch, dass da eine Kultur geschaffen wird, dass auch die ihre Stunden gerne reduzieren dürfen. Dass halt die Teilzeitkräfte die gleichen Chancen auch so bekommen, wie es bei uns im Unternehmen der Fall ist. Und dass die Unternehmen oder Führungskräfte auf jeden Fall das Vertrauen schenken, das ausprobieren.
Steffi: dass sie es erstmal ausprobieren, dass sie den Weg gehen und nicht gleich von vornherein sagen, wir machen das nicht, sondern es wirklich, weil im Endeffekt sind sie den Mitarbeitern nachher los und wenn wir da auf den Führungskräftemangel gucken, wir werden einfach diese Mitarbeiter brauchen, unsere Mitarbeiterinnen.
Johanna: Ja, da sprichst du wichtige Punkte an. Also zum einen mal eben das Thema Fach- oder Führungskräftemangel, das jetzt in vielen Branchen schon spürbar ist und sich einfach in den nächsten Jahrzehnten nochmal massiv verstärken wird durch die demografische Entwicklung in Deutschland. Also da, glaube ich, gibt es wenig Ausweg.
Johanna: Und auf der anderen Seite, was ich auch ganz spannend finde, was du gerade angesprochen hast, ist die Rolle der Männer oder der Väter. Was glaubst du denn? Was brauchen denn Männer, damit sie Teilzeit wirklich in Anspruch nehmen? Weil, also vielleicht das nochmal kurz so als Backgroundinformation oder Hintergrundinformation,
Johanna: Es ist ja so, dass fast die Hälfte aller jungen Väter oder aller Väter heute sagt, sie möchten gerne eine gleichberechtigte Aufteilung von Care und Erwerbsarbeit leben. Es gibt auch die andere Hälfte, die zum Teil konservativere Vorstellungen hat, aber es gibt eben doch eine erhebliche Menge an Vätern, die heute sagt, eigentlich will ich das anders haben, als ich es bei meinen Eltern gesehen habe. Tun, tun es aber die wenigsten. Was glaubst du, was brauchen denn Männer oder insbesondere Väter, um diesen Weg gehen zu können?
Steffi: Mut. Sie brauchen Mut. Wenn ich mich mit Bekannten unterhalte, ist es oftmals, ja, also das Geldliche ist natürlich auch nicht ganz unrelevant. Das muss man auch dazu sagen. Aber vor allen Dingen genau dieses, das was immer so war, dieses zu brechen und es wird immer mehr auch, dass die Elternzeiten werden ja auch mehr, aber wir sind da noch lange nicht da angekommen, wo wir hinkommen könnten.
Johanna: Steffi, ich glaube, das ist ein schönes Schlusswort für unser Gespräch. Mut finde ich immer gut. Ich wünsche dir alles Gute und bedanke mich ganz herzlich für das Gespräch. Tschüss!
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